„Menschenbäume“
Neue Ausstellung mit Werken von Gerhild Wächter im Café Grimm in Hilpoltstein

31.03.2024 | Stand 31.03.2024, 11:00 Uhr

Scherenschnittkünstlerin Gerhild Wächter. Foto: Lehmann

Der Kunstverein Spectrum hat die vielseitige Weißenburger Künstlerin Gerhild Wächter ins KultCafé Grimm eingeladen. Sie wurde in Kronstadt, Rumänien, geboren, legte 1981 eine Meisterprüfung als Fotografin in Bukarest ab und kam in den 1990er- Jahren nach Deutschland. Sie studierte in Eichstätt und entwickelte im Rahmen ihrer Tätigkeit als Suchtberaterin die „Fototherapeutische Intervention“.

Sie ist eine meisterliche Fotografin und auch mit einem weiteren künstlerischen Betätigungsfeld, den Scherenschnitten, überregional bekannt.

Die freischaffende Künstlerin kann auf eine umfangreiche Ausstellungstätigkeit zurückblicken und hat darüber hinaus noch eine Reihe von Bildbänden und Poesiebüchern veröffentlicht. Sie ist unter anderem Mitglied der Gedok Franken, der Esslinger Künstlergilde und des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK).

In ihrer Ausstellung „Waldspaziergang“ im Grimm zeigt Wächter „Skulpturen des Waldes“, eine Reihe großformatiger Fotografien auf Leinwand gedruckt. Ihre „Skulpturen des Waldes“ sind die Überreste monumentaler Baumriesen, durch die brutale Zerstörungskraft der Naturelemente zerbrochen oder gespalten. Sie sind dem Verfall preisgegeben und stehen symbolisch für den Kreislauf des Lebens im Wald: Zerstörung, Vergehen, Werden – zeigen doch exemplarisch die aufkeimenden Märzenbecher am Fuß der sterbenden Giganten das Erwachen neuen Lebens. Interessant, dass die Künstlerin ganz bewusst auf digitales Nachbearbeiten ihrer Fotografien verzichtet.

Absolutes Kontrastprogramm

Ein absolutes Kontrastprogramm dazu ihre Scherenschnitte: kleinformatig, Schwarz auf Weiß, teils gerahmt, teils direkt an den Wänden fixiert. Wächter pflegt die schon Jahrhunderte alte Kunst des Scherenschnitts mit besondere Liebe und Sorgfalt.

Gerhild Wächter schneidet ihre Motive und Geschichten direkt ohne Vorzeichnung aus dem Papier. Sie sagt dazu: „Mit der Schere durchbreche ich die Fläche und lasse neue Räume entstehen, die sich mit Licht füllen. So entstehen im Raum zusätzliche Bilder.“

Große Anerkennung erfuhr sie im Juli 2023, als sie die den gesamten Innenraum der Andreaskirche in Weißenburg unter dem Titel „Behütet“ mit zum Teil überdimensionalen, durch Scherenschnitt entstandenen Papierhüten füllte.

Ihre Schnitte im Café Grimm nennt Wächter „Menschenbäume“. Sie zeigen faszinierende Symbiosen von stilisierten Bäumen und darin enthaltenen Gesichtern von Menschen. Sie schafft keine naturalistische Abbildung, sondern versucht, das innere Wesen sowohl der Pflanzen als auch der menschlichen Gesichter zu ergründen. Das Schnittwerk Gerhild Wächters zeichnet sich durch eine klare, zum Teil abstrahierte Bildsprache aus, die oft schon in ihrem fotografischen Werk angelegt ist.

Überlebenssprache

„Kunst zu schaffen ist für mich eine Überlebenssprache“ – so fasst Wächter ihre Motivation kurz und knapp zusammen. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 28. April, im Café Grimm in Hilpoltstein, Christoph-Sturm-Straße 4, zu sehen. Es ist täglich (außer montags und dienstags) ab 8 Uhr geöffnet. Es schließt mittwochs um 18 Uhr, donnerstags bis samstags um 22 Uhr und sonntags um 17 Uhr.

HK